Der Apfel

Der Apfel gehört zu den ältesten Wild- und Kulturobstarten – schon die Äpfel Ramses II (1223 – 1290 v.Chr.) waren Züchtungen. Unter König Friederich von Preußen musste jedes Dorf Obstgehölze vorweisen.

Äpfel liegen im Trend – hinter Weintrauben, Zitrusfrüchten und Bananen rangieren sie auf dem vierten Platz in der Beliebtheitskala der Obstsorten, der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei etwa 40 Kilogramm pro Jahr.
Trotzdem büßen sie mehr und mehr an Vielfalt ein. Viele der alten Apfelsorten sind heute nur noch in der Genbank des Instituts für Pflanzengenetik in Dresden für Deutschland registriert. Während es 1882 noch 1264 Obssorten gab, sind heute noch ca. 30 Apfel- und Birnensorten im Handel.

Es gibt aber nach wie vor viele alte Obstsorten. Detailliertere Angaben sind derzeit nicht möglich, da die regionale Namenvielfalt für identische überregionale Sorten für Verwirrung sorgt.

Im Streuobstbau und in Hausgärten wird in Süddeutschland nach wie vor etwa doppelt so viel Obst geerntet wie im Erwerbsanbau.

Geschmacklich haben viele der bekannten Apfelsorten durchaus Tafelobstqualität. Der Befall mit Schorf führt jedoch dazu, dass erhebliche Anteile der im Streuobstbau geernteten Äpfel nicht als Tafelobst vermarktet werden können; synthetische Pflanzenschutzmittel werden ja hier nicht eingesetzt.

Die altbewährten Apfelsorten sind für diese Pilzkrankheit natürlich unterschiedlich anfällig. Da das Schorfproblem auch den Erwerbsanbau betrifft, hat man weltweit in der Züchtung enorme Anstrengungen unternommen, um schorfresistente Sorten auf den Markt zu bringen. Der Hauptgrund ist die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln und von Arbeitszeit für deren Ausbringung.
Als Tafelobst werden lediglich etwa 25 Sorten im Erwerbsobstbau kultiviert, von denen maximal noch sieben Apfelsorten (Boskoop, Cox Orange, Golden Delicious, Elstar, Gloster, Jonagold, Granny Smith) vorzugsweise vom Handel angeboten werden.
Die meisten der heute bekannten „klassischen“ Apfelsorten sind nicht viel mehr als 100 Jahre alt. Im 19. Jahrhundert wurde überall versucht, aus Zufallssämlingen ertragreiche, gutschmeckende Sorten mit knackigem Fruchtfleisch und ansprechendem Äusserem zu züchten.

Beispiele erfolgreicher Kreuzungen sind der Summerred (McIntosh x Golden) aus dem kanadischen Okanagan Valley und Rubinette (Golden x Cherry Cox).

Vor allem in den letzten 10 Jahren sind nun eine Reihe von Neuzüchtungen in den Handel gekommen, die gegen Schorf und teilweise auch gegen andere Krankheiten wie Mehltau und Feuerbrand resistent oder besonders widerstandsfähig sind.

Am bekanntesten sind hierunter die Re – und Pi – Sorten aus Dresden – Pillnitz (Re steht für resistent; Pi steht für Pillnitz, die Pi-Sorten sind aber nicht schorfresistent).

Durch geschickte Kreuzungen von resistenten mit beliebten Sorten versuchen die Züchter, die Vorteile zu kombinieren und die Nachteile zu eliminieren. Zu den wichtigsten neueren Anbausorten gehören u.a. Summerred, Elstar, Gala, Idared, Maigold und Rubinette.

Die Züchtung war und ist allerdings vornehmlich auf den Einsatz im Erwerbsanbau ausgerichtet; dort haben sich manche Sorten wie z.B. Florina und Topaz (im Bioanbau) bereits bewährt.

Pinova beginnt sich im konventionellen Erwerbsanbau durchzusetzen.

Bis eine neue Sorte aber auf den Markt kommt, dauert es rund 20 Jahre. 1997 wurden die ersten schorf- und/oder mehltauresistenten Sorten mit realistischen Marktchancen in die Anbauempfehlungen aufgenommen.
Vielversprechende resistente Neuzüchtungen sind Resi, Ariwa und Topaz. Weil sie resistent gegen Schorf und/oder Mehltau sind, können sie mit weniger Pflanzenschutzmitteln produziert werden.