30. Mostseminar in Urbach

Urbacher Mostseminar begeht kleines Jubiläum

Zum 30. Mal wurden am Samstag vorletzter Woche im Urbacher Schlosskeller Freunde des Urbacher Nationalgetränks von Dipl.-Getränke Ingenieur Hermann Beck zum urkundlich verbrieften „Sachkundigen Mosttrinker“ ausgebildet. Dabei hatte Urbachs Mostprofessor wieder einmal sowohl ein bunten Strauß von allerlei Wissenswertem über die Herstellung und Lagerung von Most in seinem Wissensrepertoire, als auch seine immer wieder hörenswerten Anekdoten und Sprüche rund um den vergorenen Apfelsaft. Dieser darf – übrigens nur hier in Württemberg, wie Hermann Beck referierte  – auch mit Birnensaft verschnitten werden. Dass dies zu einem sehr angenehmen, fast süßlichen Geschmack führen kann, bewies, dies sei an dieser Stelle gleich vorweggenommen, der Siegermost bei der diesjährigen Prämierung des besten Mostes in diesem Jahr.

Auch begonnen hat das diesjährige Mostseminar mit einem Getränk aus Birnen. „Fuurzdrogga“ heißt der Urbacher Birnensekt, der nach dem Flaschengärungsverfahren von Achim Grockenberger und dem Weingut Walter Zimmer aus Stetten hergestellt wurde und den Seminarteilnehmern am Anfang als Aperitif kredenzt wurde. Der prickelnde Birnensekt hob gleich die Stimmung, so dass Hermann Beck nach dem Vesper teilweise Mühe hatte, gegen das heitere „Geschlabbr“ anzureden. „Dia Goscha laufad wia g‘schmiert“, stellte Beck fest, als die Stimmung überzuschwappen drohte. Schließlich hörten dann doch wieder die meisten zu, und das war auch gut so, denn es gibt immer wieder neue Mostmacher unter den Gästen beim Mostseminar, die dankbar sind für gute Tipps bei der Herstellung des eigenen Mosts.

Bürgermeister Jörg Hetzinger war es jedoch zunächst vorbehalten, die Gäste im ausverkauften Schlosskeller zu begrüßen. In seiner launigen und mit Witzen und Sprüchen angereicherten kurzen Begrüßungsrede wies er unter anderem darauf hin, dass Urbach zu einer von fünf Modellkommunen im Rems-Murr-Kreis gehört, die sich dem Erhalt der Streuobstwiesen verschrieben haben und dies durch zahlreiche Aktionen, wie dem Mostseminar und dem am 5. Mai in den Streuobstwiesen stattfindenden „3. Urbacher Kulinarium“ dokumentieren. Gelobt hat der Bürgermeister auch die Anstrengungen des Obst- und Gartenbauvereins, der viele Obstbaumwiesen auf Urbacher Gemarkung im vergangenen Jahr hat zertifizieren lassen.

Und wo er gerade beim Loben war, da bekamen auch die Landfrauen, die wieder einmal für einen perfekten Service und ein herzhaftes Vesper beim Mostseminar sorgten, den Dank des Bürgermeisters zu hören. In diesen schloss er auch die Urbacher Mostband ein, die seit 30 Jahren fester Bestandteil der Urbacher Mostseminare ist. Kurt Rube und Willy Hurlebaus sind dabei von Anfang an in dem Bläserensemble vertreten, das ein Ableger des Urbacher Posaunenchors ist.

Ein weiterer musikalischer und unterhaltsamer Höhepunkt des Abends war der Auftritt der „Freiwilligen“. Dieser A-Capella-Chor aus ambitionierten Urbacher Freizeitsängern hat so manches „Lompaliadle“ auf der Pfanne. Der absolute Ohrwurm und Hit der Sangestruppe um Gerhard „Goior“ Blechert ist jedoch ihr Song. „Mäh‘ se ra!“ – eine Hommage an die Steilhangwiesen und die Plackerei, diese zu pflegen. Wer des Schwäbischen mächtig ist und selbst Besitzer eines Stückles, konnte bei dem zur Melodie von „Que sera“ (Doris Day) gesungenen Text gut mitsingen (und –fühlen!).

Am Schluss eines wieder einmal gelungenen Abends stand wieder die Prämierung des Mostes, der den Seminaristen am besten geschmeckt hat. Dieser wurde wie immer per Handzeichen gewählt. Die meisten Stimmen erhielt in diesem Jahr wieder ein Most von Eberhard Ziegler aus Streich (bzw. vom Hegnauhof) und zwar jetzt schon zum dritten Mal hintereinander. Der „Gaumenschmeichler“ aus diesem Jahr mit einem – wie bereits erwähnt – hohen Birnenanteil traf insbesondere den Geschmack der weiblichen Seminarteilnehmer. Die Liebhaber eines klassischen „räsen“ Mostes konnten sich nicht auf einen bestimmten Most einigen, und so kam es, dass der Most von Erwin Goisser aus Urbach sowie ein klassischer Vespermost von Helmut Ziegler vom Hegnauhof auf den Plätzen 2 und 3 landeten.



Damit sich die Beschwerden beim Servicebüro im kommenden Jahr nicht wiederholen (in diesem Jahr war das Mosteseminar ausverkauft, bevor eine Zeile Werbung veröffentlicht war), wird der Beginn des Vorverkaufs für das 31. Mostseminar im Urbacher Mitteilungsblatt angekündigt (voraussichtlich im Dezember). Vorher werden keine Reservierungen angenommen.