33. Mostseminar in Urbach auf hohem Niveau

Ein Mostprofessor in Hochform, süffige und qualitätsvolle Moste, ein Vesper, das wie gewohnt nichts zu wünschen übrig ließ, eine spielfreudige und musikalische Mostband, eine humorvolle und zum Lachen animierende schwäbisch-„ukrainische“ Komikerin und nicht zuletzt ein äußerst konzentriertes und aufmerksames Publikum, das alles zusammen machte das diesjährige Mostseminar zu einem besonders gelungenen.

Mostprofessor h.c. Hermann Beck, seines Zeichens Dipl. Getränke-Ingenieur und seit Beginn des einzig wahren Mostseminars vor rund drei Jahrzehnten Seminarleiter und Dozent begrüßte am vergangenen Samstag im wieder einmal restlos ausverkauften Schlosskeller an Stelle des terminlich kurzfristig verhinderten Bürgermeisters Jörg Hetzinger die zahlreichen Gäste aus Nah und Fern. Wie immer ging er in seinen Fachvorträgen nicht nur auf die Historie des Mostens ein, sondern erzählte auch etwas über die aktuellen Entwicklungen beim Saften und Mosten. So berichtete er über gigantische Keltereien in Polen, deren Tanks so groß sind, dass man sie auf unseren Straßen gar nicht transportieren könnte, ohne halbe Häuserecken wegzureißen oder Kreisverkehre nieder zu walzen. Auch an den Veganern, die derzeit den Fruchtsaftkeltereien das Leben schwer machten, übte er leicht zynisch Kritik. Er machte klar, dass die meistens aus Schweineschwarte und anderen Tierhäuten hergestellte Gelatine, die zum Klären des Apfelsafts zugesetzt wird, sich mit den Schwebstoffen im Rohsaft chemisch verbindet und nachher wieder entnommen wird. Trotzdem weigerten sich manche Veganer, mit Gelatine geklärten Apfelsaft zu kaufen, was die Fruchtsafthersteller zu neuen, teilweise sehr aufwendigen Verfahren zwinge, die sich letztlich auch auf den Kaufpreis niederschlagen werden. Gerade dieser sollte jedoch auch wieder verstärkt dazu genutzt werden, den Erzeugern mehr für eine qualitativ hochwertige Rohware zu bezahlen. Freilich dürften diese dann aber auch nicht das „liadrige“ Fallobst vom Sommer anliefern, das schon halb verfault und wurmstichig ist.
Doch wie immer standen nicht nur ernste Themen im Vordergrund, sondern auch so manches Bonmot, das Hermann Beck in seiner unnachahmlichen Art zum Besten gab.

Dazu passend war auch das Zwischenspiel von Sabine Schief, einstmals eine Hälfte vom schwäbischen Kleinkunst-Frauen-Duo „I-Dipfele“. Sabine Schief zeigte nach ihrer überstandenen schweren Krankheit, dass sie ihren Humor nicht verloren hat. Mit (schwäbischem) Gesang, dem einen oder anderen gelungenen Witz und in ihrer Figur als Tante Olga aus der Ukraine forderte sie das begeisterte Publikum am Ende ihres Kurzprogramms zu „Zugabe-Rufen“ heraus.

Zum Schluss des Abends wurde es einmal mehr spannend und die Prämierung des besten Mostes des Abends wurde mit Spannung erwartet. Und, wie so oft, war es der Vespermost, der den Seminarteilnehmern am besten geschmeckt hat – wohl weil dieser am ehesten an die Geschmacksnoten herankam, die man sich als Mosttrinker landläufig unter einem echten schwäbischen „Mooschd“ vorstellt. Trotzdem waren auch alle sechs anderen an diesem Abend vorgestellten Moste, die übrigens aus einer Vorverkostung mit mehr als 20 Mostproben herausgesucht worden waren, von hoher Qualität und besonderen Geschmacksnuancen gekennzeichnet. So waren wieder Verschnitte mit Birnen und Quitte dabei, die dem Most eine unverwechselbare Note verliehen.
Letztlich brachten die Seminarteilnehmer folgendes Abstimmungsergebnis zu Tage:

  1. Eberhard Ziegler, Berglen-Streich (Hegnauhof)
  2. Hans Knödler
  3. Jonas Burkhardt, Urbach
  4. Rainer Semet, Alfdorf
  5. Stefan Schoch und Martina Groß,
  6. Jürgen Schlotz, Urbach
  7. Birgit und Moritz Heinrich

 

Besonderer Dank gilt wie immer den Urbacher Landfrauen, die die mehr als 100 Gäste und Mitwirkenden mit großer Bravour bewirteten, für das bekannt gute Vesper sorgten und die Seminarteilnehmer nie auf dem Trockenen sitzen ließen. Auch den Mannen von der „Urbacher Mostband“, einem Ableger des Evangelischen Posaunenchors gebührt großes Lob und Dank! Sie haben einmal mehr bewiesen, dass sie mehr drauf haben, als Choräle und trugen mit schwäbischen Volksliedern einmal mehr in gekonnter Weise zur Unterhaltung der Gäste im Schlosskeller bei.